Die Norderneyer Grünen haben in ihrem jüngst veröffentlichen Presseartikel das Hotelbauvorhaben an der Weststrandstraße in Frage gestellt und fordern stattdessen den Bau von Wohnraum sowie die gemeinsame Entwicklung der Flächen am Conversationshaus und des Areals rund um das ehemalige Haus der Insel.
Solche Forderungen mögen für unsere Norderneyer Bevölkerung zunächst nachvollziehbar und „politisch korrekt“ klingen. Doch leider lässt diese einseitige Betrachtung der Norderneyer Grünen wichtige Fakten und Ausgangsvoraussetzungen außer Acht. Statt für die in diesen Angelegenheiten so wichtige Transparenz und Aufklärung zu sorgen, wird den Bürgerinnen und Bürgern Sand in die Augen gestreut. Verantwortungsvolle Politik für die Insel sieht anders aus!
Das Grundstück an der Weststrandstraße ist in vielerlei Hinsicht sowohl rechtlich als auch finanziell vorbelastet. Für die städtebauliche Entwicklung ist vom Land Niedersachsen u. a. vorgegeben, dass dort ein höherwertiges Hotel entsteht. Natürlich hätten nicht nur wir Sozialdemokraten uns nach den vielen Jahren gescheiterter Hotelprojektierungen auch gerne für die Schaffung von insularem Wohnraum ausgesprochen. Dafür ist das Hotel-grundstück aber die letzte Option, das wissen auch die Grünen. Aufgrund der erheblichen finanziellen Belastungen, die auf dem Grundstück liegen, wäre eine bezahlbare Miete für Dauerwohnraum unter keinem Aspekt darstellbar. Auch die Vertragslage mit dem Land Niedersachsen lässt eine solche Entwicklung nicht zu. Das Hotelprojekt ist seit Jahren gesetzt, alle diskutierten Alternativen mussten politisch aus guten Gründen verworfen werden. Leider haben die Norderneyer Grünen es bis zum heutigen Tag versäumt, eine sinnvolle und finanzierbare Alternative zu präsentieren, die im Rat mehrheitsfähig ist und die Insel nach vorne bringt.
Das Lebensraumkonzept spricht eine deutliche Sprache. Belastungsgrenzen sind erreicht und wir brauchen eine kontrollierte und vor allem sehr gemäßigte Entwicklung von neuen Betten. Das Hotelprojekt steht jedoch zu den vielen Fremdvermietern und festländischen Grundbesitzern, die hier oftmals nur das Kapital abziehen, außer Konkurrenz. Es werden Arbeitsplätze geschaffen, Steuern vor Ort bezahlt und der Rat der Stadt hat die Option, das Projekt inhaltlich und städtebaulich vom ersten Tag an mitzugestalten. Wir sind eine touristisch ausgerichtete Insel und werden es immer bleiben.
Konstruktive Weiterentwicklung unter Beachtung unserer insularen Interessen und Belange und eine langfristig angelegte Konkurrenzfähigkeit machen mehr Sinn als Totalverweigerung. Insofern ist das Projekt keine prähistorische Idee, sondern im Gegenteil, sehr aktuell.
Es gibt dazu keine sinnvolle Alternative.
Rat und Verwaltung haben sich parallel zu diesem Projekt in diesem Jahr dafür ausgesprochen, das Areal des ehemaligen „Haus der Insel“ auf Grundlage der Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Insel zu entwickeln und dabei die Finanzierbarkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Wir Sozialdemokraten haben uns vom ersten Tag an dafür eingesetzt, dass auch das Thema „Wohnraum für Einheimische“ nicht zu kurz kommt. Insofern sind wir auf die Vorstellung der Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbes Anfang Januar 2021 gespannt.
Es zeugt von keinem ausgeprägten demokratischen Miteinander, den politischen Mitstreitern im Rat unterschwellig zu unterstellen, die Inhalte des Lebensraumkonzeptes zu missachten.